Gib das Leiden auf
Ein bereits älterer Mönch kam zu einem Zen-Meister und sagte: „Ich habe in meinem Leben eine Vielzahl von spirituellen Lehrern aufgesucht und nach und nach immer mehr Vergnügungen aufgegeben, um meine Begierden zu bekämpfen. Ich habe lange Zeit gefastet, jahrelang mich dem Zölibat unterworfen und mich regelmäßig kasteit. Ich habe alles getan, was von mir verlangt wurde, und ich habe wahrhaft gelitten, doch die Erleuchtung wurde mir nicht zuteil. Ich habe alles aufgegeben, jede Gier, jede Freude, jedes Streben fallengelassen. Was soll ich jetzt noch tun?“ Der Meister erwiderte: „Gib das Leiden auf!“
Entscheide Dich für das Glück!
Und gib das Leiden auf.
Das klingt wohl einfach, nur geht es tatsächlich so einfach. Es ist doch nicht immer alles schön. Vor allem, wenn man schwer krank ist, depressiv ist, Schicksalsschläge erlitten hat, schwere Geldprobleme hat oder um die Existenz kämpft. Und doch lesen wir immer wieder Geschichten von Menschen, die trotz aller Widrigkeiten und Schwierigkeiten, positiv denken und leben. Glücklich sind und nach dem täglichen Glück und der Freude streben. Nicht aufhören zu leben sondern sich entschieden haben, das Leiden aufzugeben.
Leicht ist es deshalb nicht, weil wir tatsächlich etwas Großes dafür hergeben müssen. Unseren vermeintlichen Schutz. Denn sobald ich das Leiden, das Opfer sein aufgebe, muss ich eigenverantwortlich handeln, muss ich da stehen, ganz präsent als Person sein und die volle Verantwortung für alles was ich bin, tue und mein Leben übernehmen. Ausreden, weil es mir schlecht geht, es Probleme gibt, gibt es nicht mehr.
Man kommt ins Handeln und übernimmt die Verantwortung. Das gibt man auf, das ist das Leiden tatsächlich. Ich habe von Rollstuhlfahrern gelesen, die an Olympiaden teilnehmen mit voller Begeisterung Sport betreiben, trotz ihres Handicaps. Bewundernswert. Respekt. Oder von sehr schwer kranken, die Geschichten schreiben und versuchen anderen mit ihren Büchern Mut zu spenden. Bewundernswert. Respekt. Ich möchte in keiner Weise körperliche oder seelische Leiden schmälern, sie sind schrecklich.
Doch berühren uns solche Geschichten, sie können uns ermutigen und inspirieren, in weniger schönen Situationen ebenfalls nach kreativen Lösungen zu suchen und stark zu sein. Wenn es in unserer Hand liegt, können wir versuchen das Leiden aufzugeben. Beginnen wieder kraftvoll zu handeln und etwas tun, das uns Freude und Erfüllung schenkt. Das ist das wahre, kleine, alltägliche Glück.